Mussten Senioren wieder einmal Platz für Migranten machen? In Bargdeheide (Schleswig-Holstein) mussten die Mieter – viele Menschen im Rentenalter – aus ihren Wohnungen ausziehen, da das Gebäude abgerissen werden sollte. Doch nun sollen Migranten in die leeren Wohnungen einziehen.
Die Seniorenwohnanlage am Nelkenweg sollte ursprünglich abgerissen werden, weshalb die Bewohner, überwiegend Senioren, ihre Wohnungen verlassen mussten. Die Pläne haben sich jedoch geändert: Statt des Abrisses wird das Gebäude nun renoviert, und es sollen Flüchtlinge einziehen. Laut einem Bericht des Hamburger Abendblatts (Paywall) sollen fünf Wohneinheiten renoviert werden, während die übrigen von der Bauaufsicht als bewohnbar eingestuft wurden. Der Bauausschuss der Stadt hat mehrheitlich beschlossen, die Anlage als Unterkunft für “Flüchtlinge” umzufunktionieren.
Die finanzielle Seite des Projekts soll bereits geklärt sein. Laut Bürgermeisterin Gabriele Hettwer sei eine Grundsanierung nicht nötig und die Kosten für Renovierungsmaßnahmen wie etwa die Entfernung von Schimmel überschaubar. Durch eine Bauvoranfrage soll geklärt werden, ob die gesamte Anlage als Unterkunft für Migranten genutzt werden kann.
Die Entscheidung der Mehrheit des Bauausschusses stößt bei der SPD-Fraktion auf Kritik. Jörg Rehder bedauert, dass die Senioren aufgrund des schlechten Zustands der Gebäude ihre Wohnungen räumen mussten, und nun trotzdem Flüchtlinge dort einziehen sollen. Sein Problem bestand anscheinend nicht im Rauswurf der Senioren, sondern vor allem im mangelhaften Zustand des Objekts, das er für Flüchtlinge wohl für ungenügend hielt. Sein Fraktionskollege Andreas Bäuerle stimmt zu: „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie marode die Gebäude sind.“ Daher hätte die Entscheidung ein „unangenehmes Geschmäckle“.
FDP und CDU sprachen sich für die Nutzung als Unterkunft für Migranten aus. „Wirtschaftlich gedacht spricht alles für den Einzug und die Zwischennutzung“, erklärte Gorch-Hannis la Baume (FDP). Sven Meding von der CDU-Fraktion wies die Bedenken der SPD zurück: „Manchmal frage ich mich, ob schon wieder Wahlkampf ist. Sollen wir die Flüchtlinge etwa in Zelte stecken?“ Er betonte, dass die Wohnungen am Nelkenweg gut bewohnbar seien.
Den Politikern quer durch alle Fraktionen geht es offenbar nur um die Unterbringung von Asylforderern aus der ganzen Welt, die SPDler sorgen sich noch um den schlechten Zustand des Gebäudes. Dass die Senioren ihr Zuhause verloren haben, interessiert sie dagegen nicht. Auch darüber, ob sie angemessen untergebracht wurden, wird kein Wort verloren. Aus Sicht des Immobilienbesitzers dürfte die Nutzung für Flüchtlinge natürlich finanziell lukrativ sein. Angesichts dessen, dass dies kein Einzelfall ist, drängt sich die Frage auf, ob Senioren im besten Deutschland, das es jemals gab, noch den Stellenwert haben, der ihnen zusteht.